Angewandte Grundlagenforschung

Seit 1992 findet in Deutschland kein Erzbergbau mehr statt, seit 2018 kein Steinkohlebergbau. Das deutsche Ölfördermaximum war im Jahr 1968.

Der überwiegende Teil des noch bestehenden Bergbaus in Deutschland dient der Gewinnung von Steinen und Erden – Sand, Kies, Kalkstein, Gips, Ton. Die in diesem Bereich tätigen Unternehmen stellen zwar Geologen ein, aber der Hauptteil der Arbeit liegt im Genehmigungs- und Umweltmanagement.

Ebenso gibt es einige Salzbergwerke, in denen Stein- und Kalisalz gewonnen wird. Das größte in diesem Bereich tätige Unternehmen hat zur Zeit acht Stellen im Bereich Geologie ausgeschrieben, wovon sieben bei näherem Hinsehen im Bereich Markscheidewesen/Vermessungswesen zu verorten sind.

Die klassische Explorationsgeologie/Rohstoffgeologie ist in Deutschland tot. Mit dem Bologna-Prozess wurde das Studienfach Geologie durch wohlklingende Nachfolger wie „Angewandte Geowissenschaften“ ersetzt.

Erstaunlicherweise offenbart ein Blick in die Modulhandbücher für „Angewandte Geowissenschaften“ einiger deutscher Universitäten, dass hier nichts weiteres als die geologische Grundlagenforschung am Leben erhalten wird, die im angewandten Bereich nur für die Rohstoffgeologie den Hauch einer Relevanz hat. Petrologie, Petrographie, Polarisationsmikroskopie, Paläontologie und Tektonik – für das Tätigkeitsfeld eines gegenwärtigen GeoW wenig nützlich. Der Einwand folgt prompt: „An Universitäten wird nun einmal Grundlagenforschung betrieben und nicht für einen bestimmten Beruf ausgebildet“. Gut, warum wird dann mit Umbenennung der Geologie zu „Angewandten Geowissenschaften“ genau der gegenteilige Eindruck erweckt?


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